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Die Sage von der Teufels- oder Steinmühle

Vor Zeiten lebten an der Weser zwei Riesen, der eine in der Gegend von Polle der andere bei Ottenstein. Der erste war ein Müller, der zweite ein Bäcker. Sie waren miteinander befreundet, und als gute Nachbarn arbeitete jeder in seinem Handwerk für den anderen, ohne dafür Lohn zu fordern. Der Müller mahlte das Korn für den Bäcker, der Bäcker backte das Brot für den Müller. – Sie hatten miteinander aber folgendes verabredet: Wenn der Müller hörte, dass der Bäcker in Ottenstein seinen Backtrog auskratzte, dann sollte der den Brotteig anrühren und damit herüberkommen, denn dann wäre der Ofen angeheizt.

 

Eines Tages nun war der Bäcker zu einem Teich gegangen, um zu baden. Dort planschte er gewaltig im Wasser und schrubbte sich den Rücken. Da meinte der Müller, der Backtrog würde ausgekratzt, bereitete den Teig und machte sich auf den Weg. Zu seinem Erstaunen fand er den Ofen kalt. Nach langem Suchen entdeckte er den Bäcker im Bade. Weil er glaubte, dieser habe ihn zum Narren halten wollen, geriet er aus Ärger über den vergeblichen Weg in heftigen Zorn, schalt und schimpfte nach Riesenart und nannte seinen Freund einen treulosen Gesellen. Er soll sich nie wieder bei ihm in der Mühle sehen lassen. Immer noch polternd stapfte er davon.

Da war der Bäcker in großer Sorge. Wer sollte ihm nun das Korn mahlen? Schließlich klagte er dem Teufel seine Not. Der war gleich bereit zu helfen. Er packte einen langen Spieß und stieß von dem Teich aus ein Loch so tief in den Berg, dass der Spieß aus den Felsklippen an der Weser wieder herausdrang. Sogleich sprudelte ein Wasserstrahl hervor und ergoss sich in die Weser. Dort baute der Bäcker eine Mühle und war seitdem aller Sorgen enthoben, denn auch bei großer Trockenheit versiegte der Quell nicht. So bekam die Mühle den Namen Teufel- oder Steinmühle, und bis zum heutigen Tage treibt der Wasserstrahl ein großes Mühlrad.